Mehr als nur eine Geldkrise

… und auch mehr als eine Moral-, Finanz- oder Wirtschaftskrise.

Vermerk vom 26.10.2011

Obwohl die Tinte, von diesem im Dezember 2009 geschriebenen Artikel (erste Fassung), noch nicht richtig trocken ist, ist schon wieder die nächste Geldkrise da. Da diese „neue“ Geldkrise jedoch zu keinen wesentlichen Änderungen des folgenden Beitrages geführt hätte, möchte ich diesbezüglich nur kurz Stellung in dem beigefügten Appendix nehmen.

Kurze Geschichten

Ungefähr seit Mitte des Jahres 2008 hat man begonnen die vorhandene Krise im Bereich der nationalen und internationalen Finanzen als Finanzkrise zu bezeichnen. Auch heute benutzt man gerne diese Bezeichnung, obwohl diese Krise nicht nur die unlösbaren, monetären Probleme, sondern auch die moralischen und wirtschaftlichen Aspekte unseres Lebens betraft. Dementsprechend werden oft die Ursachen dieser Krise zum Lasten der sittenlosen Geldgier der Menschen gelegt. Darüber hinaus ist es aber ersichtlich, dass Geld in seiner direkten und indirekten Form, in der aktuellen und in den folgend kurz beschriebenen Krisen, eine zentrale Rolle spielt. Deswegen werde ich sie in diesem Beitrag grundsätzlich als Geldkrisen bezeichnen, ohne Anspruch auf akademische Korrektheit dieser Bezeichnung.

Geldkrise ab Mitte 2008

Nach ca. fünfjährigem Anstieg der Börsenkurse notiert die Börse, ab Anfang 2008, die ersten systematischen Kursverluste. Seit Mitte 2008 macht die sog. Finanzkrise immer öfter die Schlagzeilen. Einige Fachleute sagen, dass der Anfang der Finanzkrise viele Jahre zurück liegt und mit der faulen Finanzierung der US-Immobilien begann. Andere sagen, dass die wirkliche Finanzkrise erst am 15. September 2008 losgegangen ist. An diesem Tag („schwarzer Montag“) ist die Bank Lehman Brothers teilinsolvent geworden. Medien berichten über die Überwertung des US-Immobilienmarktes. Lawinenmassig verbreiten sich die Berichte über ein finanzielles Fiasko von Banken. Die Börsen sind weltweit im Sturzflug. Es werden die „Regierungs-Rettungspakete“ über 700 Milliarden Dollar in USA und 500 Milliarden Euro in Deutschland für die Finanzbranche beschlossen. Die Horrormeldungen aus der Finanzwelt werden schrittweise durch Meldungen über die wirtschaftlichen Probleme, in allen bedeutenden Wirtschaftsbranchen, ergänzt. Die Finanzkrise wird zur Wirtschaftskrise. Weltkonzerne (wie z.B. General Motors) aber auch mittelständische Unternehmen melden Insolvenzen oder sind Pleite. Arbeitsplätze sind bedroht und gehen verloren.

Und noch zwei Vorgeschichten

Am Ende 1928 nach einem mehrjährigen, brisanten Aufstieg gab der Börsenkurs zum ersten Mal deutlich nach. Die Zinsen auf langfristige Kredite wurden erhöht, um die Kreditfinanzierung von Aktienkäufen zu bremsen. In der herrschenden Euphorie wechselten aber die Anleger nur zu kurzfristigen Krediten. Obwohl die Kursschwankungen zunehmend nervöser wurden, blähte sich die Spekulationsblase weiter auf. Man schätzt, dass ungefähr 10 Prozent der Aktien auf Kredit gekauft wurden. Die Börsenkurse brachen nacheinander stark ein, immer mehr Anleger waren nach Börsenschluss hochverschuldet. Der Börsencrash am 24. Oktober 1929 („schwarzer Donnerstag“) gilt als Auslöser der größten Weltwirtschaftskrise. Der eigentliche Crash zog sich aber über Jahre hinweg und erreichte erst 1932 ihren endgültigen Tiefpunkt. In Amerika und Europa brachen die Aktienmärkte zusammen, etliche Vermögen wurden zerstört und Unternehmen mussten aufgeben. Die Arbeitsplätze und damit auch die Existenzgrundlage viele Menschen wurden zerstört.

Es gibt aber auch eine noch ältere Geschichte… Seit Anfang 1719 grassierte in Frankreich das Spekulationsfieber. Um Aktien zu erwerben, drängten sich an manchen Tagen 15 000 Menschen vor Laws Hauptquartier in der Pariser Rue Quincampoix. Die Kurse stiegen ununterbrochen. Man hätte an manchen Tagen für eine Mississippi-Aktie im Nennwert von 50 Livre fast 2000 Livre erzielen können. Habgier und Massenwahn sorgten dafür, dass jedermann seine letzten Groschen zusammenkratzte, um sie bei Laws Gesellschaft anzulegen. Dann fangen die Ersten an, ihre überbewerteten Aktien, zu verkaufen. Am 28. Januar 1720 erließ Law ein Ausfuhrverbot für Münzen und Edelmetall. Der Ankauf von Juwelen und Perlen wurde untersagt, wenig später der Besitz von Gold und Silber im Wert von mehr als 500 Livre. Offensichtlich versuchte Law dadurch den Zusammenbruch seines finanziellen Systems zu verhindern. Aber im Mai stürzten die Kurse der Mississippi-Aktien rapide ab. Erneut drängten sich die Menschen in der Rue Quincampoix, aber diesmal um ihre Aktien loszuwerden. Außer einer kleinen Gruppe von Aristokraten und Finanzhaien, die schlau genug waren ihre Aktien rechtzeitig zu verkaufen, sowie natürlich der Banken, stand die restliche Bevölkerung vor finanziellem Ruin und dem daraus folgenden Armut.

Zwischenbemerkungen

Geldspekulationen

Vermutlich schon am Anfang der Verwendung des Geldes als Tauschmittel für reale Waren, wurden begleitend die ersten Geldspekulationen praktiziert. Gemeint ist hier ein Geldwachstum, das allein durch das Leihen vom Geld (Kreditieren) erreicht werden kann. Dementsprechend verlangt der Geldbesitzer (Kreditgeber) vom Schuldner, für eine zeitlich, geliehene Geldmenge X, die Geldmenge X+Y, wobei Y das Geldwachstum (der Geldgewinn) ist. Diese einfache Methode erlaubt dem Geldbesitzer, auch ohne wesentliche, körperliche oder geistige Leistung, seine Geldmenge zu vermehren. Selbstverständlich kann, die hier beschriebene, einfache Geldspekulation, abhängig von der technischen und sozialen Entwicklung der Gesellschaft, viel mehr kompliziert sein (Dividenden, Fonds, Zinseszins, etc.). Das Geld, das ursprünglich zweckmäßig als Tauschmittel für reale Waren, zur Vereinfachung und Ausbreitung des Handels erfunden wurde, wird absurderweise selbst zu Ware.

Die Geschichte der Geldkrisen wiederholt sich

Die Geschichte vieler Geldkrisen verläuft nach dem gleichen Muster (siehe auch die obigen Beispiele). Deswegen ist es erstaunlich, dass man bis heute von der Geschichte so wenig gelernt hatte. Es entsteht fast der Verdacht, dass möglicherweise die Verfasser der Finanzsysteme kein Interesse an der Verbesserung ihrer Funktionen haben.

Verlaufsmuster einer typischen Geldkrise

  • Phase 1: Eine Anzahl von Personen (Spekulanten) versucht, vorwiegend mit Erfolg, in einer begünstigten Zeitperiode (wirtschaftlicher Schwung oder Sonderangebote einer lokalen Finanzmacht), durch Geldspekulationen ihr Geldbestand zu vermehren. In dieser Zeit verändern sich auch – für viele unaufmerksam – die Besitzrechte bezüglich des spekulativen Geldes.
  • Phase 2: Die Geldspekulationen führen immer seltener zum Erfolg und schließlich sehr rasant zu erheblichen Geldverlusten (Der Geldgewinn Y wird negativ). Die veränderten Geld-Besitzrechte werden jetzt zum Vorteil einiger, der beteiligten Spekulanten, gemacht. Die Anderen gehen leer bzw. noch häufiger mit Verlusten aus.
  • Phase 3: Die Verlierer der Phase 2 sind wegen den fehlenden finanziellen Mittel nicht mehr in der Lage ihre wirtschaftlichen Ziele richtig zu verfolgen oder sich selber ausreichend zu versorgen. Die Wirtschaft kriselt, der Lebensstandard viele Menschen, unabhängig von der direkten Beteiligung an den Geldspekulationen, senkt oder verschlechtert sich drastisch.

Problemerkennung

Am Anfang meiner Überlegungen stand eigentlich der Verfall der moralischen Werte bei Geldspekulationen als primärer Grund der Entstehung einer Geldkrise. Nach einer längeren Auseinandersetzung mit diesem Thema bin ich aber der Meinung, dass der primäre Grund dieser Krisen direkt in den Grundsätzen des weltweiten Geldsystems (Finanzsystems) verankert ist. Dewegen kann der moralische Aspekt des Problems, aus meiner Sicht, erst als sekundär in Acht genommen werden.

Bemerkungswert übereinstimmend kommen nahezu alle Analysten der Geldkrisen zu dem Ergebnis, dass allemal die Geldspekulationen, die Auslöser der Geldkrisen gewesen worden sind. Beängstigend in diesem Zusammenhang ist das, von belgischem Finanzexperten Bernard Lietaer, bezifferte Verhältnis des Tausch- und Spekulationsgeldes. Demgemäß werden nur ca. 3% des weltweiten Geldes für den Kauf/Verkauf von Waren und Dienstleistungen und der Rest von 97% ausschließlich für die Spekulationen verwendet. Zum Vergleich, im Jahr 1970 betrugen der Warenhandel noch ca. 90% und der Finanzhandel (Spekulationen) nur ca. 10%! In nur ca. 40 Jahren erfolgte eine dramatische Steigerung der Spekulationsgeschäfte und damit auch der Krisenanfälligkeit des weltweiten Geldsystems.

Durch die Geldspekulationen, die sich ohne Rücksicht auf die reale Wirtschaft und Menschen, in Regionen des hohen Geldgewinnes konzentrieren, wird die wichtige Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes gestört. Es entstehen immer wieder Spekulationsblasen (Spekulationswolken), deren Platzen die Hauptauslöser der Geldkrisen sind.

Darauffolgend möchte ich hinsichtlich der Geldkrisen auf die, aus meiner Sicht, wichtigsten Schwachstellen des derzeitigen weltweiten Geldsystems, hinweisen.

Geldwachstum = Schuldenwachstum

Schuldenwachstum

Wie man der oben gezeigten Abbildung entnehmen kann, ist das Wachstum des spekulativen Geldvermögens mit dem Wachstum der Kreditschulden unvermeidbar verbunden. Die gezeigte Ereigniskette könnte theoretisch unendlich lang eskalieren, im praktischen Fällen geht sie aber immer zum Ende, indem sie von einer der Geldkrisen unterbrochen wird. Zur Schattenseite solches Geldwachstums gehört auch die Eskalation der ungerechten (unsozialen) Verteilung des Geldes. Dementsprechend belasten die Zinsen üblicherweise diejenigen, die sich schon in der Geldnot befinden und bringen den finanziellen Vorteil derjenigen, die ohnehin schon einen Geldüberschuss haben. Ohne eine wirksame, gesetzliche (politische) Regelung dieses Zustandes wird der Abstand zwischen Reichen und Armen immer größer. Dass diese Art Regelung in der Bunderepublik derzeit nicht wirklich wirksam ist, beweist die Statistik – laut Studie DIW Berlin verfügen 10% der Bevölkerung über 61% des Gesamtvermögens… Tendenz steigend.

Exponentielles Wachstum der Wirtschaft und der Spekulationsgelder

Der wirtschaftliche und politische Erfolg eines Landes, auch Deutschland, wird durch das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) gemessen. Vorausgesetzt und gefordert wird daher ein exponentielles Wachstum, d.h. für das Folgejahr wird als Referenz ein prozentuelles Wachstums des BIPs des laufenden Jahres genommen. Diese absurde Voraussetzung wurde schon mehrfach wegen langfristig unrealistischen Zuwachsraten, kritisiert (siehe Literaturhinweise unten). Beispielsweise, bei einem derartigen Wachstum von 3% verdoppelt sich das BIP in 24 und vervierfacht in 48 Jahren. Man muss wahnsinnig sein, keine Ahnung über den Verlauf einer exponentiellen Kurve haben oder bewusst täuschen wollen um die Zuwachsraten dieser Größe zu akzeptieren. Eigenartig ist, dass eben der exponentielle Geldgewinn auch im Bereich der Geldspekulationen (siehe folgenden Diagramm) eine wichtige Rolle spielt.

Geldzuwachs mit/ohne Zinseszins

Wie auch im Bereich des BIPs ist der, hier auf Basis von Zinseszins, langfristig erreichbare Geldzuwachs nur eine Illusion. Die Geschichte des letzten Jahrhunderts beweist, dass diese unrealistische, absurde Steigerung nie wirklich und dauerhaft verwirklicht wurde, weil sie immer von Krieg, Inflation oder Geldkrise gewaltsam unterbrochen bzw. außer Kraft gesetzt wurde. Seit mehr als 50 Jahren beträgt das Wachstum des BIPs in Deutschland ca. 30 Mrd. Euro jährlich. Im Widerspruch zu ständig neu und falsch geplanten Wachstumsraten hat diese Entwicklung einen quasi-linearen Charakter. Es ist auch ersichtlich, dass dieser quasi-lineare Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung, im Widerspruch zum exponentiellen Zuwachs der Spekulationsgelder steht. Die so entstehende Diskrepanz zwischen dem schnellen Wachstum der Spekulationsgelder und dem langsamen Wachstum der realen Wirtschaft führt, gezwungenermaßen, zur periodischen Entstehung von starken finanziellen Diskrepanzen („Geldvakuum“) und der daraus resultierenden Geldkrisen oder sogar – was wir nicht wirklich immer wahrnehmen – der sozialen Unruhen und Kriege. Darüber hinaus kann die, wegen dem Zinseszins, exponentiell steigende Staatsverschuldung nur äußerst problematisch von dem linearen BIP-Wachstum zurückbezahlt werden.

Geldmenge, Spekulationsgeld

Wie ich schon früher erwähnt habe, beträgt die Beteiligung des Spekulationsgeldes (Börsen-, Zins- und Immobiliengeschäfte) ca. 97% der gesamten, weltweiten Geldmenge. Außerdem kann eine Menge Mx dieses Geldes von den Geschäftsbanken, entsprechend der Formel Mx=B/(c+r*(1-c)) produziert werden. Wo: B die von der Zentralbank zugeteilte Geldbasis, c die festgelegte Barbehebungsquote und r der festgelegte Mindestreservesatz. In einem realistischen Bespiel, bei r = 0.02, c = 0.15 und B=10.000 Euro, kann eine Geldmenge Mx=59.880 Euro, also ca. das 6-fache der Geldbasis B, von der Geschäftsbank zur Verfügung gestellt werden. Durch die Bildung der Geldmenge Mx, die teilweise ungedecktes (fiktives) Geld darstellt, entsteht das bisher unlösbare Problem der Liquidität der Geschäftsbanken. Praktisch bedeutet es, dass bei einer Geldkrise, einem Bankcrash, einer Inflation, etc., das Kundengeld an die Kunden oft nicht zurück gezahlt werden kann, weil es real nicht existiert.

Moralische Aspekte

In meiner Überzeugung tragen vor allem der Zinseszins und andere tückischen Formen der Geldspekulationen, sowie die Diskrepanz zwischen dem linearen Wirtschaftswachstum und dem exponentiellen Zuwachs der Spekulationsgelder, der Entstehung der Geldkrisen bei. Dennoch möchte ich an dieser Stelle auch noch den moralischen Aspekt diese Probleme kurz erwähnen. Erschreckend ist, dass wir in diesem Fall mit einer Multiplizierung des unmoralischen Potentials zu tun haben. Nicht nur die sittenlose Ausführung der Geldspekulationen, sondern auch ihre gesetzliche Akzeptanz, sind hier von entscheidende Bedeutung. Demzufolge nicht nur die Umsetzung der betreffenden Gesetze, sondern ihre Struktur selbst, benötigen eine totale moralische Erneuerung. Wichtig ist, dass bei dieser Erneuerung statt Geldvermehrung und wirtschaftlichen Aspekten unser moralisches Empfinden und die soziale Akzeptanz im Vordergrund stehen werden.

Mögliche Lösungen (Rettungspakete)

Albert Einstein sagte: „Die Probleme, die es in der Welt gibt, sind nicht durch die gleiche Denkweise zu lösen, die sie erzeugt hat“. Kleinmütige und verzweifelte Korrekturen des vorhandenen Geldsystems (Finanzsystems) im Rahmen der gegenwärtigen Strukturen sind langfristig, aufgrund der Kardinalfehler dieses Systems (siehe „Problemerkennung“), aussichtslos. Eine vollkommen neue, zeitgemäße Denkweise wird gefragt. Die praktische Umsetzung der neuen Ideen zu einem besseren zukünftigen Geldsystem benötigt sicherlich eine langjährige Beschäftigung von vielen Spezialisten auf diesem Gebiet. Dennoch schon heute gibt es viele beachtenswerte Ideen zur Lösung der Probleme des gegenwärtigen Geldsystems. Abschließend werde ich, auf sie bzw. auf ihre Verfasser, einige Verweise anbieten. Davor möchte ich aber, aus meiner Sicht, die wichtigsten Elemente, die bei der Entwicklung eines zukunftsorientierten, zweckmäßigen und zuverlässigen Geldsystems berücksichtigt werden müssen, kurz präsentieren.

Basis des neuen Geldsystems

  • G1. Der Gebrauch des Geldes muss auf seine primäre Funktion zurückgeführt werden. In dieser Funktion steht die Tauschäquivalenz des Geldes und der realen Ware im Vordergrund.
  • G2. Die Struktur des Geldsystems muss die sozialen und sittlichen Aspekte der Gesellschaft berücksichtigen. Insbesondere muss das menschliche Verlangen nach gleicher Gerechtigkeit und gleichen Chancen für Alle erfüllt werden. Genauso muss die wirkliche, auf Basis der sozialen Anerkennung (nicht die spekulative) Leistung, mehr als heutzutage, honoriert und finanziell belohnt werden.
  • G3. Das Geldsystem darf prinzipiell keine Geldspekulationen fordern oder unterstützen. Die Entlohnung für das geliehene Geld muss der wirklichen Dienstleistung und gegebenenfalls dem damit verbundenen wirtschaftlichen Wachstum entsprechen. Die finanzielle Situation des Schuldners kann nicht zur Steigerung der Geldgewinne ausgenutzt werden.
  • G4. Die gesamte Geldmenge eines Geldsystems darf nicht schneller wachsen als der Wert der damit korrelierenden Wirtschaftsgüter.

Geldlenkung

  • L1. Die gesamte Geldmenge eines Geldsystems (Papier-, Münze und Operationsgeld) muss von einer zentralen Bank, entsprechend den neuen Grundlagen (Basis) des Geldsystems, festgelegt und kontrolliert werden. Die derzeit vorhandene Regelung ist fehlerhaft, beinhaltet zu viel Ausnahmen, Inkonsequenzen und falschen Voraussetzungen.
  • L2. Die Geschäftsbanken dürfen die gesamte Geldmenge nicht verändern (siehe auch oben: „Geldmenge, Spekulationsgeld“).
  • L3. Der Wert des Geldes muss auf Basis repräsentativer Konsumgüter und Produkte festgelegt und periodisch aktualisiert werden.

Geldoperationen

  • O1. Das Geldsystem darf im Rahmen seiner Struktur keine rein-spekulative Geldvermehrung unterstützen. Siehe auch O3 und O4.
  • O2. Geld darf nur zwecks Verwirklichung von realen Handlungen (Kauf/Verkauf einer Ware, Steigerung des materiellen Wertes einer Sache oder Maschine, Bezahlung einer Dienstleistung, etc.) geliehen werden.
  • O3. Bei Rückzahlung des geliehenen Geldes darf der Geldgewinn (Y-Wert) den Wert, der damit verbundenen Dienstleistung oder die, durch das Geld erreichten Steigerung des materiellen Wertes der betroffenen Anlage, nicht überschreiten.
  • O4. Das Verlangen eines, dem derzeitigen Geldsystem gleichen oder ähnlichen Zins- oder Zinseszins, muss als illegal behandelt werden. Die einzige erlaubte, quasi-spekulative Geldvermehrung, entspricht dem Punkt O3.
  • O5. Dem Aktien- und Devisen-Handel muss, wegen dem besonders spekulativen Charakter, untersagt werden.

Appendix-Schuldenkrise ab 2010

Am Anfang 2010 verdichteten sich die Anzeichen über die anwachsende Griechenlandkrise. Der griechische Staat war nicht imstande seine internationalen Kredite zurückzuzahlen. Sehr schnell wurde aus der Griechenlandkrise die (Staats-)Schuldenkrise bzw. Euro-Krise, weil auch die anderen, verschuldeten Länder, wie z.B. Portugal und Spanien, schlechte Wirtschafszahlen lieferten. Erstes Mal nicht nur den Banken und Firmen, sondern ganzen Staaten, drohte, aufgrund ihrer zu hohen finanziellen Verpflichtungen (Staatsausgaben), ein Staatsbankrott mit den Folgen der Zahlungsunfähigkeit für genommene Kredite, Bezahlung der Beamten, Rentner etc.

Sicherlich können die Ursachen der Schuldenkrise in der aggressiven Kreditvergabe durch westliche Banken, falschen Einstufung der Bonität der Krisenländer, Spekulationen und schlechten Haushaltspolitik des griechischen Staates gesucht werden. Tatsache ist aber, dass auch in diesem Fall, das vorhandene Weltfinanzsystem (Geldsystem) in vollem Umfang versagt hatte. Trotzdem, immer noch im Rahmen dieses Systems, wurden Rettungsschirme (EFSF) und Maßnahmen (z.B. Euro-Bonds) eingeleitet, deren Folgen, unvermeidbar zur Zerstörung der vorhandenen Haftungskette geführt haben. Auf diese Weise tragen heute, nicht die wirklichen Verursacher der Schuldenkrise, sondern alle Bürger der europäischen Staaten, die Konsequenzen. Die Vermutung liegt nahe, dass langfristig die Verursacher der Schuldenkrise, also speziell Banken und Spekulanten, nicht nur bei der Entstehung, sondern auch bei der Bewältigung dieser Krise kräftig verdient werden.

Eine Besonderheit dieser Geldkrise ist, dass die Börsenkurse, trotz der Krisenstimmung, bis ca. Juni 2011 systematisch angestiegen sind. Erst nach dieser Zeit, innerhalb von vier Wochen, erfolgte ein rapider, um ca. 30%, Sturzflug fast aller Aktienkurse. Sicherlich hatten einige Spekulanten genug Zeit um auch hier ihre Gewinne reich abzuholen.

Ich möchte mich im Rahmen dieses Beitrages mit den Zahlen und Fakten dieser Geldkrise nicht weiter beschäftigen, weil sie auch nichts wesentlich Neues zum Thema Geldkrisen beiträgt. Ein vollkommen neues, zeitgemäßes Geldsystem ist erforderlich um solche Krisen zu vermeiden (siehe Kapitel „Mögliche Lösungen“). Die diesmal vorgeschlagene Transaktionssteuer ist nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.

Literaturhinweise

Eine Vertiefung und Erweiterung dieser, hier nur fragmentarisch ausgesuchten Ideen und Anregungen, kann den Publikationen, der folgend genannten Wissenschaftler und Autoritäten auf diesem Fachgebiet (ohne Recht auf Vollständigkeit), entnommen werden.

  1. Bernd Senf
    Deutscher Wirtschafts- und Finanzexperte. Die Problematik des Zinssystems.
    Buch: Der Nebel und das Geld
    Homepage: www.berndsenf.de
  2. Bernard Lietaer
    Belgischer Finanzexperte. Buch: „Das Geld der Zukunft“
    Informationsquellen: Bernard A. Lietaer, http://de.wikipedia.org/wiki/Bernard_Lietaer
  3. Silvio Gesell
    Finanztheoretiker 1892-1930. Entdecker vom Urzins.
    Informationsquelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Silvio_Gesell

Und noch einige interessante Webseiten:

  • Institut für Wachstumsstudien. Eine außeruniversitäre und unabhängige Forschungsgemeinschaft.
    Homepage: http://wachstumsstudien.de
  • Eine Vereinigung von Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur und Politik aus allen Regionen der Erde.
    Studie: „Limits to Growth“ 1972 aktualisiert 2004.
    Deutsche Gesellschaft CLUB OF ROME
  • Über die Grundlagen des Regiogeldes von Werner Breimhorst:
    Das Regiogeld